Mit deiner Ernährung kannst du die Größe deines CO2e-Fußabdrucks beeinflussen.
DEATER erklärt dir, was es mit der Klimawirkung deiner Ernährung auf sich hat und wie du deinen CO2e-Fußabdruck verkleinern kannst. In diesem Beitrag findest du:
- Hintergrundinformationen
- Warum haben tierische Produkte einen so viel größeren CO2e-Fußabdruck als pflanzliche Produkte?
- Die Berechnung des CO2e-Fußabdrucks
- Einflussfaktoren auf den CO2e-Fußabdruck eines Lebensmittels
- Tipps für eine Freizeitverpflegung mit geringer Klimawirkung
Hintergrundinformationen
Jede Person in Deutschland verursacht pro Jahr etwa 11 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e). Davon werden 1/5 also etwa 2 Tonnen durch die Ernährung verursacht. Knapp 70 % dieser Emissionen werden durch die verzehrten tierischen Produkte verursacht obwohl dreimal mehr Obst und Gemüse verzehrt werden als Fleisch und Wurst. Das liegt daran, dass tierische Produkte einen viel größeren CO2e-Fußabdruck haben als pflanzliche.
Warum haben tierische Produkte einen so viel größeren CO2e-Fußabdruck als pflanzliche Produkte?
Jedes Lebensmittel, das auf unserem Teller landet, hat eine lange Reise hinter sich. Das nennt man auch die Wertschöpfungskette von Lebensmittel. Um den CO2e-Fußabdruck zu berechnen verfolgen wir den gesamten Weg, den das Lebensmittel zurückgelegt hat bis zu seinem Ursprung. Für jeden Abschnitt des Weges werden alle benötigten Ressourcen und der Einfluss auf die Umwelt untersucht.
Tierische Produkte haben in der Regel einen höheren CO2e-Fußabdruck als pflanzliche Produkte, weil zusätzlich Futtermittelproduktion und Tierhaltung Teil der Reise sind und auch Emissionen verursachen.
Schauen wir uns Beispiele an, die das veranschaulichen:
Tomate aus dem Garten der Oma
Der Weg der Tomate (für Details klicken)
Bei einer Tomate aus dem Garten eurer Oma ist der Weg sehr kurz: Die Tomate wurde direkt vor der Zubereitung von eurer Oma geerntet. Damit die Tomate überhaupt geerntet werden konnte, hat eure Oma im Frühling einen Tomatensamen eingepflanzt. Aus diesem Samen ist dann eine Tomatenpflanze gewachsen, die jeden Tag gegossen und gelegentlich gedüngt wurde.
In diesem Fall wissen wir genau, wie viel Strecke die Tomate zurückgelegt hat bis sie auf eurem Teller gelandet ist. Wir wissen auch, wie viel Dünger und Wasser notwendig waren, damit die Tomate reifen konnte und welche Fläche die Pflanze zum Wachsen gebraucht hat.
Sonntags-Ei vom Bauernhof nebenan
Der Weg des Sonntags-Ei (für Details klicken)
Schauen wir uns im Vergleich diese Reise auch für die Eier an, die ihr beim Bauernhof nebenan für euer Sonntags-Ei holt. Um die Eier zu euch nach Hause zu transportieren, braucht ihr eine Eierschachtel, die meistens aus Pappe ist. Jetzt müssen wir die Reise der Schachtel bis zum Ursprung der Pape zurückverfolgen. Und dann ist da das Ei, das ein Huhn auf dem Hof am Morgen gelegt hat. Damit das Huhn das Ei legen kann, benötigt es Futter, Auslauf und einen Stall. Es produziert aber nicht nur Eier sondern auch Kot, der als Düngemittel verwendet werden kann. Das Futter wiederum musste angebaut werden, was wiederum Fläche, Saatgut und Maschinen zur Ernte erfordert. Ein Großteil des Tierfutters stammt meistens nicht aus der Region, sondern wird aus anderen Ländern importiert…
Ihr seht schon, die Rückverfolgung der Reise von allen Rohstoffen, die in einem Ei stecken, ist ganz schön komplex.
Deutscher Joghurt aus dem Supermarkt
Der Weg des Joghurts (für Details klicken)
Die meisten Lebensmittel kommen heute aber nicht mehr aus dem Garten eurer Oma oder vom Bauernhof nebenan, sondern aus dem Supermarkt. Zum Beispiel kannst du einen Fruchtjoghurt mit Aprikosengeschmack von einer deutschen Marke kaufen. Dieser Fruchtjoghurt wurde von einem großen Verteillager des Supermarktes in die Filiale transportiert, in der du ihn jetzt kaufst. Zum Verteillager wurde er von der Molkerei geliefert. Die Molkerei bezieht ihre Milch aber nicht nur von einem Milchbauern, sondern von vielen verschiedenen die z.B. in Deutschland und dem angrenzenden Land Polen liegen. Das Aprikosenpüree, das im Joghurt verarbeitet wird, stammt von einem Hersteller aus Spanien. Es ist in diesem Fall unmöglich für jeden einzelnen Fruchtjoghurt zurückzuverfolgen von welcher Kuh die Milch stammt und von welcher Aprikose das Püree. An diesem Beispiel siehst du, je mehr Verarbeitungsschritte und Rohstoffe für ein Lebensmittel notwendig sind, desto komplexer wird es, den CO2e-Fußabdruck zu berechnen.
Vereinfacht lässt sich sagen: Je länger die Reise ist,
… umso komplizierter wird die Rückverfolgung,
… umso mehr Ressourcen werden meist verbraucht
… und umso größer ist der Einfluss auf die Umwelt.
Die Berechnung des CO2e-Fußabdrucks
Der CO2e-Fußabdruck oder auch Carbon Foodprint ist ein vielfach genannter Begriff in der Klimadebatte. Doch was verbirgt sich genau dahinter? Eine Definition nach Grießhammer lautet „Im engeren Sinn beschreibt der Carbon Footprint die Klimaauswirkungen von Produkten oder Unternehmen unter Einbezug der gesamten Wertschöpfungskette: Grundstoffe, Produktion, Transporte, Handel, Nutzung, Recycling und Entsorgung“.
Im CO2e-Fußabdruck sind verschiedene Treibhausgase (THG) zusammengefasst. Neben CO2, werden beispielsweise Methan (CH4), oder Lachgas (Distickstoffoxid N2O) mit sogenannten THG-Emissionsfaktoren multipliziert und zur Vereinheitlichung in der Einheit CO2-Äquivalente (CO2e) angegeben. Das Treibhausgas Methan, das v.a. bei der Verdauung von Kühen entsteht, hat beispielsweise eine 28 Mal höhere Klimawirkung als CO2.
Um den Bereich zu definieren, in dem die Emissionen betrachtet werden und in die Berechnung des Fußabdrucks einfließen, werden sog. Systemgrenzen festgelegt. Bei der Systemgrenze „cradel-to-point-of-sale“ (Anbau bis Supermarkt) wird beispielsweise der CO2e-Fußabdruck für den gesamten Weg des Lebensmittels vom Feld bis zum Supermarkt berechnet und daher alle CO2e-Emissionen vom Anbau über Verarbeitung und Verpackung bis hin zum Transport und Lagerung addiert. Nicht einbezogen werden dagegen die Emissionen, die bei dir Zuhause für die Lagerung und Zubereitung der Lebensmittel entstehen.
Einflussfaktoren auf den CO2e-Fußabdruck eines Lebensmittels
Wie oben bereits beschrieben, fließen alle Stationen und Ressourcen in den CO2e-Fußabdruck eines Lebensmittels ein. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie groß der Einfluss verschiedener Aspekte ist und worauf es sich lohnt bei der Auswahl von Lebensmittel achtzugeben, stellen wir hier beispielhaft Lebensmittel gegenüber:
Obst und Gemüse Bei Obst und Gemüse hängt die Größe des CO2e-Fußabdruck davon ab, ob der Anbau innerhalb der Saison stattfindet. Bei einem nicht saisonalen Anbau im beheizten Gewächshaus fallen zusätzliche Emissionen durch die Beheizung des Gewächshauses an. Bei lagerfähigem Obst und Gemüse wie Äpfel oder Kartoffeln verbraucht die Lagerung auch Energie, die sich negativ auf den CO2e-Fußabdruck auswirkt. Achte bei deinem Lebensmitteleinkauf darauf, möglichst Lebensmittel einzukaufen, die gerade Saison haben und aus deiner Region kommen. Wenn du dich zwischen regionaler Ware aus der Region oder lang transportierten Lebensmitteln entscheiden musst, wähle lieber die regionale Ware. So unterstützt du die Landwirtschaft in deiner Region. | Getreideprodukte Reis hat einen hohen CO2e-Fußabdruck, weil für dessen Anbau viel Wasser benötigt wird und gleichzeitig viel Methan freigesetzt wird. Heimische Alternativen wie Hirse oder Buchweizen haben dagegen einen viel kleineren CO2e-Fußabdruck. Hülsenfrüchte Linsen, Bohnen und Kichererbsen sind gute Eiweißlieferanten und dienen daher als optimale Alternative zu Fleisch. Der große Vorteil von Hülsenfrüchten: Sie haben einen wesentlich geringen CO2e-Fußabdruck als Schnitzel und Co. |
Milchprodukte Bei Molkereiprodukten kommt es darauf an, wie viel Rohmilch für die Herstellung der einzelnen Milchprodukte benötigt wird. Für die Herstellung von einem Päckchen Butter von 250 g werden z.B. 5 Liter Milch benötigt. Der CO2e-Fußabdruck von einem Kilogramm Butter liegt deshalb auch bei 9 kg, während ein Liter Milch nur 1,4 kg CO2e emittiert. | Fleischprodukte Der CO2e-Fußabdruck von verschiedenen Tieren ist unterschiedlich hoch. Ein Kilogramm Schweinefleisch verursacht z.B. im Durchschnitt 4,6 kg CO2e, ein Kilogramm Hähnchen 5,5 kg CO2e während ein Kilogramm Rindfleisch 13,6 kg CO2e verursacht. Diese Unterschiede entstehen u.a. durch unterschiedliche Haltung, Futtermittel und Verdauungssysteme der Tiere. |
Verarbeitete Lebensmittel | Je mehr Verarbeitungsschritte notwendig sind damit das Lebensmittel auf deinem Teller landet, umso höher ist in der Regel auch sein CO2e-Fußabdruck. Z.B. hat eine Tomate aus Italien einen geringeren CO2e-Fußabdruck als die Tomatensoße in der Dose aus Italien. Für die Tomatensoße muss die Tomate eingekocht werden, wofür Energie und Verpackungsmaterial notwendig sind. |
Transport Der Transport spielt in Bezug auf die Klimawirkung eines Lebensmittels eine untergeordnete Rolle, außer wenn das Lebensmittel per Flugzeug transportiert wird. Denn obwohl weniger als 1 % der Lebensmittel auf dem Luftweg transportiert werden, sind diese für 11 % aller THG-Emissionen, welche insgesamt beim Transport von Lebensmitteln entstehen, verantwortlich. Mit dem Flugzeug werden hochpreisige und gleichzeitig leicht verderbliche Lebensmittel transportiert. Indem du darauf achtest saisonales und möglichst auch regionales Obst und Gemüse einzukaufen, kannst du verhindern, dass in deinem Einkaufswagen Flugware landet. Spargel im Winter ist z.B. oft eingeflogen worden! | Verpackung Die Verpackung macht nur einen sehr geringen Teil des CO2e-Fußabdrucks eines Lebensmittels aus. Oft dient die Verpackung dem Schutz des Lebensmittels und sorgt dafür das es länger haltbar ist und nicht verdirbt. Verpackungen können also Lebensmittelabfälle reduzieren, wenn sie an der richtigen Stelle eingesetzt werden. |
Tipps für eine Freizeitverpflegung mit geringer Klimawirkung
- Gerichte mit regional und saisonal verfügbaren Obst- und Gemüsesorten wählen. Nutze dafür den Suchfilter!
- Tausche Rezepte mit tierischen Produkten durch pflanzliche Alternativen aus. Lass dich von der großen Vielfalt veganer Rezepte inspirieren!
- Lieber frische Lebensmittel als (hoch) verarbeitete einsetzen.
- Wenn möglich auf Reis als Kohlenhydratbeilage verzichten und stattdessen heimische Alternativen wie Kartoffeln, Nudeln, Buchweizen oder Hirse verwenden.
- Möglichst keine Lebensmittelabfälle produzieren.
- Zukünftig kannst du bei jedem Rezept direkt die Klimawirkung dieser Mahlzeit ablesen und Rezepte miteinander vergleichen. So kannst du versuchen einen Speiseplan zusammen zu stellen, der einen möglichst kleinen CO2e-Fußabdruck hat.
Quellen
- Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Guido Reinhardt, Sven Gärtner und Tobias Wagner, 2020. Institut für Ernährung und Umwelt (IFEU).
- Wie Reisanbau funktioniert und seine Folgen für das Klima. Sarah Gairing, 2021. UTOPIA.
- Der kulinarische Kompass: Klimaschutz & landwirtschaftliche Fläche. Tanja Dräger de Teran und Tilo Suckow, 2021. WWF Deutschland.
- Carbon Footprint – Fußabdrücke für ein besseres Klima? Grießhammer, 2008, S.12