Regionalität ist ein Kriterium für die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln. DEATER möchte dir Anregungen geben, wie du deinen Speiseplan möglichst nachhaltig gestaltest.
Dafür findest du hier Informationen zu:
- Was bedeutet Regionalität eigentlich?
- Vorteile regionaler Lebensmittel
- Siegel und Werbeversprechen
- Regional einkaufen – wo?
- Das Einkaufs-Dilemma
- DEATERs praktische Tipps & Tricks
Was bedeutet Regionalität eigentlich?
Die Begriffe Region oder regionales Lebensmittel sind gesetzlich nicht definiert. Das heißt die Größenordnung einer Region kann sehr variieren und beispielsweise deinen Landkreis, das Bundesland, in dem du lebst, oder ganz Deutschland umfassen.
DEATER sind folgende Aspekte beim Thema Regionalität besonders wichtig:
- Regionalität heißt bei DEATER, die gesammte Wertschöpfungkette liegt in der Region – heißt der Großteil eines Lebensmittels wird in einer Region erzeugt, verarbeitet und konsumiert
- Aufrichtige, transparente und umfassende Informationen zu Herkunft und Verarbeitung durch die Nähe zu Erzeuger*innen
- Kurze Wege und Lieferketten, diese können definiert sein durch
- Entfernung, beispielsweise ein möglichst kleiner Radius, in dem Anbau, Weiterverarbeitung und Vertrieb eines Lebensmittels stattfindet
- zweckgebundene Zusammenschlüsse wie Naturparke
- Verarbeitungs- und Handelsstrukturen, z. B. Einzugsgebiet einer Käserei
- natürliche Grenzen durch Regionen wie Rheintal, Kraichgau, Schwarzwald
Tipp: Bewerte Regionalität lieber relativ, anstatt dich an strenge Grenzen oder einen bestimmten Kilometerumkreis zu halten. Entscheide individuell von wie weit das Produkt bezogen werden kann, um noch als regional zu gelten.
Kurz gesagt gilt in den meisten Fällen:
Je näher umso besser, um möglichst kurze Transportwege zu haben.
Beispiel….
… für ein regionales Lebensmittel
Gesamte Wertschöpfungskette liegt in einer Region
Am Beispiel der Milch siehst du wie eine regionale Wertschöpfungskette aussehen kann: Die Milch wird in einem Hof im Schwarzwald erzeugt, dabei bekommt die Kuh optimalerweise Futter aus der Region. Unweit des Erzeugers steht die Molkerei, die die fertig verarbeitete und abgefüllte Milch in einen nahegelegenen Supermarkt liefert.
… für ein nicht regionales Lebensmittel
Anbau und Verarbeitung bzw. Vertrieb finden nicht in der gleichen Region statt
Bei Produkten wie Kaffee oder Schokolade sind wir auf globale Wertschöpfungsketten angewiesen. Der Anbau der Rohstoffe findet beispielsweise in Asien oder Südamerika statt, muss dann nach Europa verschifft werden. Dort werden die Rohstoffe verarbeitet und legen weitere Strecken zurück bis du sie kaufen kannst.
Regional allein macht ein Lebensmittel nicht nachhaltig!
Kommt das Gemüse zwar vom Bauernhof nebenan, aber ist im beheizten Folientunnel unter Einsatz von Kunstdünger gewachsen, hält es den Nachhaltigkeitskriterien nicht Stand. Gleiches gilt für das regionale Geflügel aus der Massentierhaltung. Achte daher beim Einkauf zusätzlich auf Kriterien wie Saisonalität, ökologischer Anbau oder artgerechte Tierhaltung.
Tipp: Für die Auswahl eines Lebensmittels solltest du die gesamte Wertschöpfungskette betrachten. Außerdem sollte Regionalität nicht als alleiniges Auswahlkriterium gewählt werden.
Vorteile regionaler Lebensmittel
Die Herstellung von Lebensmitteln hat auf vielfältige Weise Einfluss auf unsere Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. Bewusst auf Regionalität zu achten, ist deshalb ein Baustein einer nachhaltigen Ernährungsweise, der sich positiv auf Natur, Wirtschaft und Menschen auswirken kann.
Wie du siehst, sind die Vorteile regionaler Lebensmittel unschlagbar. Häufig kannst du Lebensmittel aus der Region sogar auch noch preiswert einkaufen, da durch die direkten Vertriebsstrukturen die Margen des Handles ausgeklammert werden und das Geld direkt an die Erzeuger*innen geht.
Siegel und Werbeversprechen täuschen!
Da der Begriff Regionalität nicht gesetzlich geschützt ist, dürfen Hersteller Werbeversprechen wie „aus der Region“, „Heimat“ oder „von hier“ nutzen, obwohl das Produkt fern von deiner Vorstellung einer regionalen Erzeugung ist. Leider gibt es auch kein einheitliches Siegel für Regionalität, sondern eine Vielzahl an unterschiedlichen Definitionen und Kennzeichnungen. Bei vielen Siegeln, die Regionalität ausloben, muss beispielsweise nur ein Bruchteil der Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung in einer Region stattfinden.
Hier ein paar Beispiele:
Darauf solltest du dich nicht verlassen:
- Werbehinweise oder „Regalstopper“ ohne genaue Regionsangaben mit Versprechen wie „aus der Region“, „von hier“, „Nähe“
- EU-Kennzeichnung „geschützte geografischer Angabe“ („g.g.A.“) – Hier muss nur eine Stufe der Produktion im genannten Gebiet stattfinden. Beispiele sind „Schwarzwälder Schinken“, „Schwäbische Maultaschen“
- Ovale Identitätskennzeichen – Es gibt lediglich an, wo das Produkt zuletzt verarbeitet und verpackt wurde. Beispielsweise kannst du bei Frischmilch darüber erfahren, wo die Molkerei liegt, nicht woher die Milch stammt.
- Adresse auf der Verpackung – Die Herstelleradresse sagt nichts über die Herkunft der Rohstoffe aus, sondern gibt nur die Anschrift des Unternehmens wieder unter dessen Namen das Lebensmittel vermarktet wird.
Regional einkaufen – wo?
Mittlerweile gibt es fast überall regionale Lebensmittel. Es braucht am Anfang etwas Zeit und einen genauen Blick, um die passenden Angebote zu finden – das lohnt sich aber!
DEATER gibt dir ein paar Anregungen, wo du Einkaufsmöglichkeiten finden kannst:
Direktvermarktung und Wochenmarkt
- Eine schöne Möglichkeit mit den Erzeuger*innen ins Gespräch zu kommen und direkt zu erfahren wie die Lebensmittel angebaut oder die Tiere gehalten werden. Mache dich schlau, wann ein Wochenmarkt stattfindet (meistens über die Webseite der Kommune auffindbar), ob es Dorf- oder Hofläden gibt (frage Menschen, die vom Ort kommen) oder informiere dich über Abo-Gemüse-Kisten. Eine Übersicht über Hofläden und Direktvermarktung liefern die Landwirtschaftskammern.
Bioladen, Supermarkt, Discounter
- In vielen Einkaufsläden gibt es regionale Angebote. Beachte die oben beschriebenen Hinweise zu Siegeln sowie Werbeversprechen und suche die Angebote, die zu deinen Vorstellungen von Regionalität passen.
Solidarische Landwirtschaft und Genossenschaftsläden
- Es gibt immer häufiger Zusammenschlüsse von Bürger*innen, die im direkten Austausch mit den Erzeuger*innen Lebensmittel gemeinschaftlich vermarkten. Beispiele hierfür sind Foodcoops und Marktschwärmereien. Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) ist ein weiteres Beispiel wie Verbraucher*innen und Erzeuger*innen Hand in Hand arbeiten. Höfe die nach diesem Prinzip wirtschaften könnten ein guter Anlaufpunkt für dich sein. SoLaWis finden kannst du über eine Übersichtskarte.
Das Bundeszentrum für Ernährung liefert eine Übersicht, wo du weitere Einkaufsorte finden kannst.
Tipp: Kaufts du Gemüse und Obst direkt über Erzeuger*innen bekommst du manchmal ganz besondere Exemplare wie herzförmige Kartoffeln, mehrbeinige Möhren oder marmorierte Äpfel. Diese sogenannten Culinary Misfits haben wegen ihrer kleinen Mäkel keinen Platz im Lebensmitteleinzelhandel, da sie nicht den Handelsvorgaben entsprechen. Mehr zu diesem Thema findest du in unserem Blogbeitrag zur Lebensmittelverschwendung.
Das Einkaufs-Dilemma
Die Möhre vom Bauern nebenan aus konventionellem Anbau oder lieber die Bio-Möhre aus Ägypten?
.
Die regionale Erdbeere im Spätherbst oder lieber der saisonale Apfel?
.
Im März der Lager-Apfel aus der Region oder der Apfel aus Neuseeland?
.
Das regionale Fleisch aus Massentierhaltung oder das Bio-Fleisch von weiter weg?
.
Die ernüchternde Antwort auf all diese Fragen: „Es kommt darauf an…“. Nicht immer ist es ganz klar, was die bessere Wahl ist. Die Ökobilanz mag bei einem Bio-Steak schlechter sein als bei einem konventionellen, dafür werden durch die ökologische Landwirtschaft Böden aufgebaut und ein wichtiger Beitrag zur Biodiversität geleistet. Bei dem Lagerapfel kommt es darauf an, woher die Energie für die Lagerung kommt und bei Gemüse und Obst spielt die Wassersituation in den Anbaugebieten eine entscheidende Rolle. Richtig komplex wird es bei verarbeiteten Lebensmitteln, die aus vielen verschiedenen Zutaten bestehen. Das kann natürlich keine*r komplett durchschauen beim Einkaufen! Daher treffe sooft es geht die für dich stimmige Wahl. Wichtig ist, dass du hinterfragst woher deine Lebensmittel kommen und du dich mit dem Thema Ernährung auseinandersetzt – du machst also bereits vieles richtig, indem du DEATER nutzt und diese Informationen liest! 😉
DEATERs praktische Tipps & Tricks kurz zusammengefasst:
- Achte auf konkrete Regionsangaben im Regionalfenster, Siegel mit hohen Anforderungen an Regionalität oder kaufe direkt beim Bauern und lasse dich nicht von Werbeversprechen wie „aus der Region“ und „von hier“ täuschen.
- Kaufe Lebensmittel so unverarbeitet wie möglich. Je mehr Verarbeitungsschritte ein Produkt bereits hinter sich hat, desto länger sind die Transportwege in der Regel.
- Achte auf zusätzliche Nachhaltigkeitskriterien wie Saisonalität, ökologischer Anbau oder artgerechte Tierhaltung.
- Gestalte deinen Einkauf so nachhaltig wie möglich. Wer wegen einem Päckchen regionaler Bio-Äpfel 10 km mit dem Auto fährt, verdirbt die ganze Ökobilanz. Plane deinen Einkauf und nimm, wenn möglich das Fahrrad.
- Leitungswasser ist das regionalste Getränk. Verfeinere es mit einer Gurkenscheibe, frisch gepflückter Minze oder Himbeeren aus dem Garten. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
- Kräuter lassen sich einfach selbst anbauen – regionaler geht nicht.
- Regionale Anbieter findest du über folgende Links:
- Einkaufsorte finden – Übersicht verschiedener Einkaufsmöglichkeiten
- Regio-Portal – Online-Plattform, um regionale Initiativen und Erzeuger*innen zu finden; bieten auch die Regio-App an, mit der du regionale Anbieter in deiner Umgebung finden kannst
- Von Daheim BW – Webseite und App, um regionale Produkte und Spezialitäten aus Baden-Württemberg zu finden
- mein-bauernhof – Verzeichnis für regionale Angebote
- vomhofladen – will Deutschlands größte Suchmaschine für Hofläden werden
- mundraub.org – eine Plattform über die du frei zugängliche Sammelstellen für Obst, Nüsse und Kräuter finden kannst (ACHTUNG: der Name der Webseite ist irreführend: Mundraub ist eine Straftat und seit 1974 nicht mehr gestattet. Es geht hier vielmehr darum eine Übersicht zu erhalten, wo z.B. Wildkräuter vorkommen und für den persönlichen Verzehr entnommen werden dürfen.)
Quellen
https://www.ifeu.de/fileadmin/uploads/Gesamtbericht_FKZ05HS023.pdf
Sauter, Meyer (2003): https://www.itas.kit.edu/pub/v/2003/same03a.pdf (S.26)
https://www.lecker.de/regional-einkaufen-79815.html
Landesverband Regionalbewegung NRW e.V.,2022, S. 10